Public Paintings auf dem Steinplatz auf mobilen Plakatwänden vom 3.10. – 18.10.2020
Ein Projekt von Studentinnen und Studenten der Akademie für Malerei Berlin (Hardenbergstr. 9, 10623 Berlin) in Kooperation mit dem Bezirksamt Berlin-Charlottenburg.
„Public Paintings“ ist eine offene Projektreihe der Akademie für Malerei Berlin und gibt ihren StudentInnen die Möglichkeit sich und ihre Arbeiten im öffentlichen Raum zu präsentieren. Sie verlassen den gewohnten Bildträger und stellen sich der Herausforderung, die ein Plakatwandformat und das Arbeiten unter freiem Himmel bergen. Die Vorbeigehenden sind eingeladen das Entstehen der Bilder dieser Projektreihe zu verfolgen und teilweise auch mitzuwirken. Realisiert werden sollen 4 Entwürfe, die sich inhaltlich mit dem Steinplatz auseinandersetzen und/oder vorbeigehende Passanten / Bewohner mit einbeziehen.
Ablauf des Projektes
- Ab dem 3.10. Beginn der Malaktionen. Vom 3.10. – 8.10. soll täglich zur Kern-Arbeitszeit von 14 – 18 Uhr an den Plakatwänden gemalt werden.
- Freitag 9.10. 20.00 Uhr : Öffentliche Präsentation mit Vortrag von Zâine zum Abschluss ihres Studiums in der Akademie für Malerei Berlin. In der Zeit von 16 – 19 Uhr kann die Ausstellung in der Akademie für Malerei Berlin besichtigt werden.
- Samstag 10.10. 15 Uhr: Open-Air-Vernissage mit einer Rede der Akademieleiterin Ute Wöllmann zum Projekt und den fertig gestellten Plakatwänden.
- Die fertigen Plakatwände bleiben bis zum 18.10. stehen.
Public Painting Nr. 3: Kraft und Mut in Zeiten von Corona
Zâine; Studentin der Akademie für Malerei Berlin im letzten Studienjahr (Masterstudium) . Sie wird ihr fünfjähriges Studium am 9.10.2020 beenden.
In farbgewaltigen Arbeiten greife ich mein tägliches unmittelbares Leben auf und verbinde sowohl die lebensbejahende Kultur meiner Heimat Brasiliens, wie auch die Kultur meiner neuen Heimat Deutschland. Praktisch ununterbrochen halte ich meine täglichen Wahrnehmungen in Skizzenbücher fest. Kombiniert mit aufgesammelten Alltags-Fundstücken, wie Bierdeckel, Klebeetiketten, Bonbonpapiere, Verpackungskartons und sonstigen Fundstücken entsteht so ein persönliches Archiv. Wie ein Seismograph zeichne ich alle Eindrücke auf und übersetze mein subjektives Erleben in eine universell verstehbare Sprache einer bildhaften Poesie, für die ich einen eigenen Bild-Code entwickelt habe.
Meine Idee ist es, den Menschen rundum den Steinplatz mit diesem Bild in der schwierigen Corona-Zeit Freude zu bereiten und Mut zu machen. Das Plakat soll Elemente der poetischen Stadtbilder, der Impressionen aus meinem Alltag und der von mir entwickelten Superhelden-Comicfiguren enthalten. Alle drei Superhelden Comicfiguren tragen Masken: Sie nehmen die Bedrohung der Coronavirus ernst und sie sollen den Menschen Kraft spenden, die Coronakrise gemeinsam durchzustehen Meine Plakatidee unterstreicht die Idee des Überlebens in Zeiten von Corona und Quarantäne.. Sie allen tragen Symbolen in den Händen: Das Mädchen trägt Buch und Stift/Pinsel in der Hand (Wissen, Lernbereitschaft, Tatdrang, Durchstehen), Der Junge Berliner trägt einen Apfel und Herz (Ernährung, Fürsorge, Liebe, Mut) und er verteilt Küssen (positiveLebenseinstellung) und das Embryo trägt in den Händen: Eine Taube (Freiheitssymbol) und eine Musikinstrument Pandeiro (Lebensfreunde, Leichtigkeit, Selbstironie).
Public Painting Nr. 4: Verweilen am Steinplatz
Sarah Schultz: Studentin im 3. Studienjahr (Hauptstudium)
Diversität und Avantgarde prägen den Steinplatz seit jeher durch Studenten, internationale Gäste, die der Bahnhof Zoo kommen, gehen und verweilen lässt und nicht zuletzt durch die Berliner selbst, welche die grüne Oase zwischen den Hauptverkehrsstraßen im Großstadtdschungel gern in ihre Marschrouten integrieren. Auch ich habe bereits etliche Male dort verweilt, etwa im Zusammenhang mit der Akademie für Malerei Berlin oder bei Shoppingtouren, Restaurant-, Galerie- und Kinobesuchen. Der Steinplatz ist ein wunderbarer Platz zum People Watching. Das wiederum ist ein guter Ansatzpunkt für meine künstlerische Auseinandersetzung.
GEPLANTES BILD Durch die Akademie habe ich in den letzten drei Jahren bereits in mehreren Kursen rund um den Steinplatz gemalt und skizziert. Einige dieser Pleinairskizzen habe ich für die Public Painting Aktion zu einem Gesamtbild vereint: In optischer Reduzierung und Verfremdung ist die TU-Mensa, eine Cafészene, eine Bushaltestelle und ein Teil des Hotels am Steinplatz im Hintergrund zu sehen. Das ist sowohl der formale, als auch der inhaltliche Rahmen des Bildes. Auf der Wiese im Bildmittelgrund sind zwei Personen. Eine Frau überquert den Platz mit Schirm und einem Tier an der Leine. Die Frau hat etwas comicartiges und das Tier etwas von einem Kuscheltier. Sie kommen vom Hotel. Ihre Laufrichtungen sind durch Punkte angezeigt. Es könnten auch Farbkleckse oder sogar Blutspuren sein. Ein Mann sitzt rauchend auf einem Steinhocker. Der Hocker ist lila eingefärbt und bekommt dadurch etwas von einem gemütlichen Sessel. Wie die Frau, taucht auch der Mann an anderer Stelle im Bild erneut auf. Die Dopplung der Personen verdeutlichen das erzählerische Moment. Es ist eine Einladung, in meinem Bild spazieren zu gehen, gedanklich in den Personen und ihren eventuellen Vorhaben zu verweilen. Die Flora unten im Bild hat etwas Südeuropäisches. Auch die Bushaltestelle scheint von einem exotischen Baum überdacht zu sein. Diese Stilelemente geben den Platz als Ort mit ungeahntem Eigenleben wieder. Während der Malaktion plane ich weitere Elemente in das Bild einzupflegen, bzw. auszutauschen, je nachdem, was ich begleitend beobachte.
Public Painting Nr. 5: Wir bauen auf Euch –Steinplatz gestern und heute -Sedimente des Steinplatzes
Karin Stumpf: Studentin im 1. Studienjahr (Basisstudium)
Auf der Plakatwand entsteht in 7 Tagen ein Bild, dass von Passanten, Anwohnern, den Spuren in der Umgebung (z.B. Fotos, Abziehbilder auf Pfosten, Poster, etc.) und der Künstlerin gemeinsam entwickelt wird. Ein Kooperationswerk entsteht im Wechselspiel zwischen Betrachter und Künstler. Die Künstlerin ist somit verbindendes Element
- das Gemeinsames erkennt und zusammen bringt
- das Widersprüchliches herausstreicht und zur Diskussion anregt
- das zur Diskussion, zum Austausch anregt
- das künstlerische Optionen und Möglichkeiten aufzeigt
- das sortiert, ausrangiert, ergänzt, weiterführt.
Auf dem Steinplatz stehen drei Denkmäler. Der Platz ist zudem umringt von vier unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden. Der Platz lebt von dieser Vielfalt und von seiner (kurzen) Geschichte. Das Ziel ist es, künstlerisch genau diese Vielfalt, seine Geschichte und die Verknüpfung mit dem Jetzt darzustellen. Schicht um Schicht werden die geschichtlichen Ecksteine des Platzes mit Collagen und Malerei hinzugefügt und aufgebaut. Dabei werden Passanten und Repräsentanten des Steinplatzes explizit aufgefordert ihre „Geschichte“, ihre Sicht auf den Platz mit Erinnerungsstücken, Skizzen und Fotos beizutragen. Vorab werden Gewerbetreibende, Anwohner und Studenten kontaktiert und gebeten, ihre Erinnerungen, ihre Geschichte, ihre aktuellen Erlebnisse vorbeizubringen, wobei jeder Tag einem anderen Thema gewidmet ist. Die hier gestellten Fragen sollen die Co-Künstler anregen und zu persönlichen Beiträgen animieren:
3.10 –Stein #1-die UdK: Älteste Hochschule Berlins. Wie hat sich die Rolle der Hochschule im Laufe der Jahre geändert, wie erleben Studenten die aktuellen virtuellen Semester?
4.10 –Stein #2–Steindenkmal: Wer war der Freiherr von Stein? Was wissen Anwohner und Passanten über den Freiherren? Wie könnte dieser den Passanten näher gebracht werden?
5.10–Stein #3–Anwohner aus den gründerzeitlichen Mietshäusern (zwischen Uhlandstrasse und der Carmerstrasse): Was wissen diese über die Geschichte des Platzes? Was bedeutet dieser für sie? Was gefällt ihnen, was fehlt?
6.10–Stein #4 – Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus – Welche andere Spuren hat der Nationalsozialismus hier in der Gegend hinterlassen? Welche Gräuel wurden in der Gegend vollbracht? Hat Rechtsextremismus hier in der Gegend noch eine Stimme?
7.10-Stein #5 –Hotel am Steinplatz: Welche Rolle spielte und spielt die Gastronomie in der Kohäsion des Quartiers? Welche Geschichten sind bekannt? Welche anonymen Beobachtungen werden gemacht?
8.10–Stein #6 –Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus – Welche Verbindung gibt es heute noch zur ehemaligen Sowjetunion? Gibt es noch ein Ost- und West-Denken in Berlin? Wie wird die aktuelle Russland- und Ukrainepolitik wahrgenommen?
9.10–Stein #7-Höchst-Haus: Rolle des Gewerbes in dem Wohngebiet? Gibt es ein Überleben für Unternehmer auch nach der Krise? Wie unterstützen sich Gewerbetreibende in der Corona-Krise?
Zusammenführen der verschiedenen Steine – Finalisierung des Bildes
Public Painting Nr. 6: Malerei am Steinplatz / Kommunikation am Steinplatz
Kooperationsprojekt von
Robert Gericke und
Susanna Gylokay: Beide StudentInnen im 3 Studienjahr (Hauptstudium)
Malerei ist Kommunikation – öffentliche Plätze sind Räume, in denen Kommunikation stattfinden kann. Zwei Maler wollen miteinander kommunizieren, indem sie gemeinsam an einem Bild arbeiten. Dieses Bild wird im öffentlichen Raum, dem Steinplatz, unter Einbeziehung der Passanten und des Geschehens auf dem Platz entstehen. Wir sind eine Studentin und ein Student im Hauptstudium, an der Akademie für Malerei Berlin und beschäftigen uns beide mit gegenständlicher Malerei. In unserem künstlerischen Ansatz gibt es von der Thematik bis zur Farbpalette jedoch große Unterschiede. Dies wird eine malerische und kommunikative Auseinandersetzung provozieren. Wir planen zwei zeitliche Ebenen im Bild, eine historische und eine gegenwärtige. Wobei die historische Zeitebene den Hintergrund bilden wird. Wir beziehen uns auf die historische Bebauung und den unrealisierten Siegerentwurf des Wettbewerbs für ein Denkmal zu Ehren des Namengebers Freiherr Friedrich Karl vom und zum Stein von 1905: Brunnen mit trompetendem Elefanten und Pelikanen von August Gaul. Die gegenwärtige Ebene dient einerseits als ein Angebot an die Besucher des Platzes, sich vor unserem Bild, z. B. mit Hund, Aktentasche, Kinderwagen etc. zu positionieren, um lebensgroß auf dem Gemälde verewigt zu werden. Andererseits wollen wir versuchen, ‘Störungen’/Einflüsse von Außen in den künstlerischen Prozess einzubeziehen .Das Bild wird in Mischtechnik entstehen , zeichnerische Element, Graffiti, Malerei und Collagen kommunizieren miteinander. So wird ein belebtes und buntes Bild vom Steinplatz entstehen, das in die Wirklichkeit drängt.
AfMB2020 EK Public Painting