Unsere nächste öffentliche Präsentation findet statt am Freitag, den 3. Mai 2019 um 20.00 Uhr,
anlässlich des Abschlusses des Masterstudiums von Aruna Samivelu.
IM LOT DER FARBEN
Aruna Samivelu kommt von einer feinsinnigen Farbfeldmalerei, in der sie ihre Bilder in horizontale unterschiedlich breite Streifen unterteilte und die Farben transparent übereinander schichtete. Sowohl durch die Farbwahl als auch durch die Schichtungen erzeugte sie eine subtile Tiefe des Farbraums.
So weit so gut – aber bereits vielfach erprobt. Zum Teil war jedoch die Untermalung sehr dynamisch, gegen die die Streifen im allerletzten Farbauftrag ankämpften, oder besser gesagt, diese Untermalung immer noch präsent war: Ein einzelner Streifen von rechts nach links betrachtet wies farbliche Modulationen auf. Ein auf den ersten Blick strenges Konzept ist beim zweiten Hinsehen sehr malerisch umgesetzt worden.
In einem weiteren Schritt kreuzten dann Senkrechte die Waagrechten und vertieften dadurch die räumliche Wirkung. Die Bildkonzepte aber wurden erst durch einen weiteren Schritt einzigartiger, in dem sie nämlich aus der Horizontalen in verschiedene Schrägen rutschten. Ein Teil verlief parallel schräg, doch es gab Ausbrecher unter den parallelen Schrägen, was die Spannung erhöhte: Dadurch waren die Zwischenräume nicht mehr gleich groß, neue Räume taten sich auf, die Aruna Samivelu mit der Farbwahl und dem Farbverlauf in ihrer Wirkung beeinflusste und ihr Gleichgewicht zueinander auslotete.
Neu zu den Farbmodulationen und den Farbschichtungen kamen nun noch scharfe und unscharfe Linien hinzu. Die schrägen Linien bringen es mit sich, dass sie sich irgendwo im Verlauf der weiter gedachten Linien in einem Punkt außerhalb des Bildes treffen und wir hier auf die Mittel der perspektivischen Raumdarstellung stoßen, vor allem wenn sich dieser Punkt innerhalb des Bildes befindet.
In Aruna Samivelus neuesten Bildern fachen sich nun perspektivische Raumanmutung und Farbraumtiefe gegenseitig an und werden auf die Spitze getrieben. Sie erreicht dies nicht mehr durch unzählig aufgetragene Farbschichten, sondern durch eine klare Komposition mit scharfen Linien und durch entschieden gesetzte feine Farbmodulationen, platzierte Unschärfen oder ganz unbemalte Freiflächen. In diesen Bildern führt ein sensibler und intellektuell scharfer Geist die Regie, der den Bereich der konkreten Kunst neu auslotet. Ich ernenne Aruna Samivelu deshalb sehr gerne zu meiner Meisterschülerin.
Ute Wöllmann, Akademieleiterin
AfMB2019 EK Samivelu