Atelierbesuch Juliane von Arnim
Heute besuchte ich Juliane von Arnim in ihrem Atelier, um die Bilder für ihre Ausstellung im Mai in der Galerie ROOT auszusuchen. In ihren Landschaften herrscht immer ein eigentümliches Licht. Sie schafft in ihren Bildern mit Farben eine starke Atmosphäre (Rechts; Juliane von Arnim – Tauwetter, 2014 Öl auf Leinwand, 70 x 60 cm).
Ihr bisher stärkstes Bild ist, meiner Meinung nach ein in Schwarz und Grau und einem warmen Gelbton gehaltenes Bild einer kargen Ackerlandschaft in der Dämmerung, in der ein beleuchtetes Gewächshaus zu sehen ist (links, Juliane von Arnim – Gewächshäuser 2018 120x140cm).
Das war der künstlerische Standpunkt am Ende ihres Studiums an der Akademie für Malerei Berlin 2014. Eines ihrer Probleme ist es, nicht zu naturalistisch zu werden, da eine zu starke Erkennbarkeit den Zauber aus ihren Bildern nimmt. Wenn sie jedoch in Anschauung einer Landschaft ein Bild malt, übermannt sie die Realität und sie verliert ihr eigenes Abstrahieren aus den Augen. Sie wird dann zu detailliert, die Bilder werden fest und kleinteilig.
Heute jedoch zeigte sie mit eine Serie von 21 kleinformatigen Landschaften mit und ohne Häusern auf Leinwandpappen die mich sowohl in der Setzung ihren entschiedenen und großen Farbflächen, die durch einen breiteren Pinsel geformt werden, wie auch in ihrem Gespür für die Farbgebung total begeisterten. Auch in ihren größeren Formaten fiel mir eine entschiedene Flächensetzung auf, ein breiterer Pinsel führte auch hier Regie. Die Bilder tänzeln auf der Linie zwischen Abstraktion und Realität, halten diese Spannung, fallen nicht in eine Richtung. Die subtilen Farbtöne zum Beispiel in zwei von unterschiedlich feinsten Grüntönen geprägten Bild hielten mich in ihrem Bann. (Rechts, unten: Juliane vonArnim, 2019 – Traumhaus, Acryl auf Leinwand 100x100cm)
Das Licht in den Bildern ist noch stärker geworden, sie scheinen richtig von innen zu glühen! Lange lustwandelte mein Blick in den Bildern. Eine sehr spannende Weiterentwicklung ihres künstlerischen Standpunktes. Auf meine Frage, wie sie diesen Schritt vollzogen hat, berichtete sie mir, dass sie sich selbst austrickst, indem sie nun an vielen größeren Bildern gleichzeitig malt. Aus diesem Grund verbeisst sie sich nicht zu sehr an einem einzelnen Bild. Und die kleinen Bilder malt sie immer dann, wenn sie in ihrem Feriendomizil in der Uckermark ist, wo sie ohnehin nicht großformatig arbeiten könne. Sie hat sich nun auch jeweils immer für ein Format entschieden. In die Uckermark nimmt sie aus Gründen des leichteren Transports und der größeren Unempfindlichkeit Leinwandpappen des immer gleichen Formats mit, was sie in sämtlichen ihrer Taschen und Rucksäcke gut transportieren kann. Die Kleinformate entstehen dann dort während ihres Aufenthaltes fast nebenher.
Auf dem Rückweg zur Akademie dachte ich darüber nach, wie ganz kleine Entscheidungen oft eine große Auswirkung im Werk haben können. Für alle sofort zu sehen. Hier waren es die gleichen Formate ihrer neuen Werkserien und das „Nebenher-Arbeiten“, die die gewünschte Entschiedenheit ins Werk brachten. Der breitere Pinselstrich bringt für jeden einzelnen Farbton mehr Fläche und somit mehr Platz auf der sie sich präsentiert. Auf der gleichen Fläche balgten in den früheren Bildern vielleicht fünf Farbtöne um Aufmerksamkeit, in den neuen Bildern ist dort ein Farbton präsent, und zwar richtig. Und definiert dann gleich noch seine Nachbar-Farbtöne mit.
(Ute Wöllmann – Akademieleiterin / Galeristin / Malerin / Bloggerin)
Ausstellungsvorschau „Nach der Natur und nach der Kunst“, EL EGO – Skulpturen aus Legobausteinen und Juliane von Arnim, Malerei vom 17. Mai – 14. Juni 2018; Vernissage am Donnerstag, 16. Mai um 19 Uhr in der Galerie ROOT, Hardenbergstr.9, Vorderhaus 2. Stock links, 10623 Berlin (Charlottenburg)