(Mirko Schallenberg, „Entbergung“, 2018, Öl auf Leinwand, 170 x 175 cm)
Ich kenne das Bild, es ist als Abbildung im aktuellen Programmheft der Akademie und außerdem hing es in der Ausstellung „Tierisch gut – Eine Ausstellung mit Arbeiten von Dozenten, Absolventen und Studenten der Akademie für Malerei Berlin rund um das Thema Tiere in der Kunst“ anlässlich der Tage der Offenen Tür im Sommer letzten Jahres.(Ausstellungsansicht „Tierisch gut“, von links nach rechts: Susanne Isakovic, Gan-Erdene Tsend)
(Ausstellungsansicht „Tierisch gut“, von links nach rechts: Silke Bachmann, Andreas Amrhein, Irmgard Bornemann, Mirko Schallenberg) In dem Bild ist ein Lachs am Schwanz mit einer Schnur in eine Obstkiste gehängt, aus dem Lachs ist ein viereckiges Stück herausgeschnitten. Das Bild löste in der Ausstellung viele Fragen aus, zum Beispiel: Wie lange braucht Mirko Schallenberg denn, um den Lachs zu malen, hat er nicht gleich angefangen zu stinken? Den Lachs hat er doch ausnahmsweise vom Foto abgemalt? Nein, hat er nicht. Mirko Schallenberg malt nicht nach Fotos. Den Lachs gibt es immer noch tiefgefroren in seiner Tiefkühltruhe zuhause, verrät er uns. Das überlebensgroße Format zeigt uns Malerei – und nicht Realismus. Wir sehen, gerade durch das große Format, wie toll die Haut und das Fleisch des Lachses und auch die Rinde des Baumes gemalt sind. Ganz anders als in den Bildern zum Beispiel des fast gleich alten Michael Triegel, Jahrgang 1968, dessen neueste Bilder gerade in der Galerie Schwind, Springerstraße 5, 04105 Leipzig zu sehen waren. Seine superrealistische und wahnsinnig genaue Malweise findet meist in kleinen Formaten statt, auch seine großen Formate sind wesentlich kleiner, als die Bilder von Mirko Schallenberg. Michael Triegel beeindruckt, wie die alten Meister, vor allem durch sein großes handwerkliches malerisches Können. Hut ab! Ich war beeindruckt davon, wie er den Bart in einem Porträt gemalt hat (mindestens tausend Linien mit Pinselstärke ’00!) Nur gab es zu Zeiten der alten Meister noch keine Fotografie, die einen Teil der Aufgaben damaliger Gemälde übernommen hat. Eine altmeisterliche Malerei, die auf handwerkliches Können basiert, muss sich heutzutage fragen lassen, was sie uns Neues zu bieten hat. Bei Mirko Schallenberg sehe ich ein Spiel mit der Wirklichkeit. Es ist kein Abbild, sondern das Bild selbst ist Wirklichkeit. Ich werde mit der Frage konfrontiert: Ist es wirklich so? Was sehe ich? Und beim Glas zum Beispiel sehe ich bei Mirko Schallenberg: Nein, so ist es real nicht. In echt sieht das ganz anders aus und müsste eigentlich anders gemalt werden, zum Beispiel eventuell so wie bei Michael Triegel. Mirko Schallenberg nimmt sich also die Freiheit gegenüber der Realität heraus, es so zu malen wie er es will und nicht so wie es aussieht, obwohl er das natürlich auch kann. (Ute Wöllmann – Akademieleiterin / Galeristin / Malerin / Autorin / Bloggerin)- Mirko Schallenberg bietet im laufenden Semester noch folgende Kurse an: Keine Kurse vorhanden.
- Die Ausstellung „Nigredo“ mit Mirko Schallenberg ist noch bis 23. April 2019 zu sehen: Galerie Friedmann-Hahn Wielandstr. 14 10629 Berlin