Erfolgreich den Quereinstieg meistern
Das Studium sollte insbesondere bei einem Quereinstieg mit einer Bestandsaufnahme beginnen: „Wo stehe ich?“, „Was kann ich?“, „Was habe ich schon gemacht?“ Dazu gehört nicht nur die bereits stattgefundene künstlerische Entwicklung an sich, sondern auch: „Was und wie viel habe ich als Kind und Jugendliche/r gezeichnet und gemalt?“, „Wie habe ich wieder angefangen?“ Wie ist mein Leben bisher verlaufen?“
Gerade bei der biografischen Bestandsaufnahme wird häufig deutlich, wie sehr der bildkünstlerische Drang, der sich zu Beginn eines Lebens zeigte, aus den unterschiedlichsten Gründen verdrängt worden ist. Doch wie stößt man, zum Beispiel nach einer 25-jährigen Pause, einen kreativen Prozess wieder an? Oftmals lässt sich tief innen ein weggeschlossener Bilderdrang erkennen, der früher oder später in einer Biografie doch erneut zum Vorschein kommt. Die einen belegen wieder Kurse oder fangen an, zu Hause für sich allein zu zeichnen. Möglich ist auch, dass eine persönliche Begegnung mit einer um Rat gebetenen Künstlerin oder in einem in seinem Atelier aufgesuchten Maler den Impuls auslöst, ein Malereistudium in die Wege zu leiten. Im günstigsten Fall führte der ausgeprägte Gestaltungswille zu einem intensiv betriebenen Hobby neben der Berufstätigkeit.
Der Eintritt in das Studium ändert den Status endgültig. Die Malerei verwandelt sich vom Hobby zum (endlich) ernst genommenen Berufsziel. Man erwirbt professionelles Wissen über das Kunstschaffen und das Künstlerische an sich sowie über die Regeln des Marktes. Zu Beginn ist es wichtig, erst einmal mögliche Defizite auszugleichen und sich die Grundlagen anzueignen, was sich durch das ganze Studium ziehen kann. Zusätzlich kommt es erstens darauf an, kontinuierlich im eigenen Atelier zu arbeiten, zweitens durch Bildbesprechungen von den begleitenden Dozentinnen und Dozenten kritisch und produktiv aufzunehmen und drittens sich mit den auf diesem Weg zu erkennen gebenden verinnerlichten Künstlervorbildern intensiv zu beschäftigen.
Die Zeit wird bei Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern sicherlich in einer bestimmenden Form immer begrenzt sein, entweder durch die Familie, den ausgeübten Beruf oder beides. Die Stunden, die man zur Verfügung hat, muss man eisern für die künstlerische Produktion nutzen, und dies so intensiv, wie es nur möglich ist. Aber es ist auch bei einem Quereinstieg zu schaffen, erfolgreich ein Malereistudium zu meistern.
(Ute Wöllmann – Akademieleiterin / Galeristin / Malerin / Autorin / Bloggerin)
Auszug aus „Über die Kunst, erfolgreich Malerei zu studieren”.
Titelbild:
Veronica Marin Vogel präsentiert stolz ihre Absolventen- und Meisterschülerurkunde; Rechts im Bild: Andreas Amrhein