Bildbesprechungen oder die Schwarm-Intelligenz der Akademie für Malerei Berlin
Als Malereistudent muss man die Bildideen, die man im Kopf hat, auch umsetzen und Bildrealität werden lassen. Auch wenn die ersten Bildentwürfe nicht gut aussehen, wenn man sie niemanden zeigen möchte oder sich vielleicht sogar schämt, nimmt doch genau durch diese ersten Bildergebnisse eine Bildidee Gestalt an. Nach Möglichkeit sollte man sich hier nicht schon mit negativen Selbstbewertungen einschränken. Es ist sehr wichtig offen zu bleiben und seinen Impulsen zu folgen. Mit Bildern, die im Kopf bleiben, kann niemand etwas anfangen. Dort kann man sich die schönsten Dinge ausmalen. Auf dem Weg aus dem Kopf über den Arm, die Hand, dem Pinsel und die Farben bleibt ganz schön viel auf der Strecke. In den Bildbesprechungen am Freitagmorgen hier in der Akademie für Malerei Berlin erleben wir immer wieder, wie wichtig es ist Ergebnisse seiner Ideen zu produzieren. Und nicht nur eines, sondern wenn es geht, auch mehrere. Erst dann kann man die Ergebnisse miteinander vergleichen und analysieren: Wo ist die Idee besser umgesetzt worden, welche Komposition unterstützt die Idee oder ist der Aussage vielleicht sogar im Wege? Welches Farbkonzept ist gut? Welche Probleme sind aufgetaucht? Welche Möglichkeiten gibt es noch? Muss man das Format ändern vielleicht zu anderen Pinselgrößen greifen, generell früher aufhören mit dem Bild oder ganz im Gegenteil sehr viel genauer werden. Kommt das, was sich die Studierenden vorgestellt haben auch beim Betrachter an? Fachkundiges, ehrliches aber wertschätzendes Feedback ist in diesem Prozess sehr wichtig. Hier an der Akademie für Malerei Berlin kommt das Feedback für Bildbesprechungen von ausgesuchten und namhaften Gastdozentinnen und –dozenten wie Jonas Burgert, Norbert Bisky, Marion Eichmann, oder regelmäßig von Andreas Amrhein, der neben mir ebenfalls eine kleine Malklasse leitet, oder von mir selbst für Studierende meiner eigenen Klasse.
Dadurch haben die Studierenden an dem Fachwissen und dem Erfahrungs-Background erfolgreicher und im Kunstmarkt aktiver Künstlerinnen und Künstler teil und lernen durch die Auseinandersetzung mit den Einschätzungen und Meinungen der Dozentinnen und Dozenten ihre Studienergebnisse einzuordnen. Die Ohren zu spitzen und hören, was erfahrene Malerinnen und Maler zu sagen haben ist in der Regel immer interessant für die eigene künstlerische Ausbildung. Aber darüber hinaus sind die Feedbackrunden der Mitstudentinnen und –studenten der jeweiligen Klasse ebenfalls von großem Wert. Ein wichtiger Aspekt dabei ist es, dass man selbst als Teil dieser Feedback-Runde lernt über Bilder zu sprechen und Kritik zu formulieren, aber so dass diese konstruktiv ist. Eine Absolventin hat diese Feedbackrunden einmal „die Schwarm-Intelligenz der StudentInnen“ genannt, was ich einen sehr treffenden Ausdruck finde, weil er das Lernen in der Gruppe und durch die Gruppe als Teil des Lehr-Konzeptes umschreibt.
(Ute Wöllmann – Akademieleiterin / Galeristin / Malerin / Autorin / Bloggerin)
Titelbild: Bildbesprechung mit Rolf Czulius & Jonas Burgert
Bild 1: Bildbesprechung von Norbert Bisky
Bild 2: Bildbesprechung von David Rothefels mit Jonas Burgert
Bild 3: Bildbesprechung von Jonas Burgert
Bild 4&
Bild 5: Bildbesprechung von Marion Eichmann
Bild 6: Bildbesprechung von Vera Lang
Bild 7: Bildbesprechung von Christine Geiszler