Ein persönlicher Nachruf auf Luca Anticevic, geboren am 26.3.1946, gestorben am 13.10.2021
Fassungslos und traurig gedenken wir dem Gründer und Leiter der Freien Akademie Kärnten, schreibt die Freie Akademie der Bildenden Künste – Kärnten in ihrem Facebook-Post zum Tod von Luca Anticevic.
Was für eine unfassbar traurige Nachricht! Luca Anticevic war für mich ein Vorbild darin seinen ganz eigenen künstlerischen Weg zu gehen und dabei auch seinen weiteren Talenten und Begabungen zu folgen. Er wurde 1946 in Klagenfurt geboren. Nach dem Studium der Malerei an der nur 86 km von Klagenfurt entfernten Kunstakademie Laibach , heute Ljubljana, Hauptstadt von Slowenien, arbeitete er in unterschiedlichen Jazz- und Bigbands als Berufsmusiker. Seit 1972 war er freischaffender Künstler und hatte da auch bereits schon 65 Jazztitel komponiert. Außerdem schrieb und veröffentlichte er Bücher. Ein vielseitig begabter Mensch mit vielen Talenten! Er blieb sich selbst immer treu und wagte darüberhinaus im Alter von 58 Jahren noch einmal etwas Neues, in dem er sich 2004 in das Abenteuer der Gründung einer Kunstschule stürzte und diese erfolgreich durch die Jahre führte. Dies alles verbindet Luca Anticevic und mich, ohne dass es mir bislang bewusst war: Auch ich gründete in Berlin im Jahr 2004 eine Kunstschule, die ich 2005 eröffnete, die Akademie für Malerei Berlin. Ich finde dies deshalb so besonders, weil mich die steigenden Mietpreise in Berlin und die Corona-Pandemie in den letzten zwei Jahren darüber nachdenken ließen, wie es mit der Akademie für Malerei Berlin nach 17 Jahren am Standort in der Hardenbergstraße weitergehen sollte, wenn im August 2021 der langfristige Mietvertrag auslaufen würde. Ich dachte über alles möglich nach, auch darüber, dass Luca Anticevic bei seiner Gründung ungefähr so alt war, wie ich es jetzt bin. Für mich ging es darum neue Räume für die Akademie zu finden und eine Perspektive für die nächsten Jahre zu finden. Wie sollten diese aussehen? Einen langfristigen Mietvertrag zu unterschreiben bedeutet heute etwas anderes für mich, als es dies vor 17 Jahren tat. Und gerade jetzt, älter geworden, ist es umso bedeutender, die Weichen richtig zu stellen. Luca Anticevic ist das beste Beispiel dafür, dass Alter keine Rolle spielt bei der Umsetzung seiner Ideen und Visionen, sei es als Künstler oder Künstlerin oder als Leiter oder Leiterin einer Akademie für Kunst oder für Malerei. Dies ist in jedem Alter möglich. Und da wir alle nicht wissen, wie alt wir werden, sind wir alle gut beraten, wenn wir unsere Füße in die Hände nehmen und loslaufen, um unsere Ideen zu verwirklichen. Niemand weiß, was kommen wird. Luca Anticevic war es vergönnt bis ins hohe Alter arbeiten zu können. Dies ist angesichts seines Todes ein tröstlicher Gedanke.
Ich selbst durfte ihn persönlich kennenlernen bei dem Austauschprojekt unserer beiden Akademien, als im Mai 2019 die ersten 4 Stipendiatinnen der Akademie für Malerei Berlin zwei Wochen zu Besuch in der Akademie der Bildenden Künste – Kärnten waren. Unsere beiden Akademien haben unterschiedliche Lehrkonzepte und genau deshalb ist das Austauschprojekt für alle Beteiligten so bereichernd und inspirierend. Der Schwerpunkt seiner Lehre war es
„Die narrative Malerei“ zu unterrichten. Dieser erfahrene, farbsensible Maler hielt zu Beginn unseres Aufenthaltes in Klagenfurt einen Vortrag über die Wirkung und das Zusammenspiel von Farben, einem zentralen Punkt in seiner Lehre, den ich, ebenfalls erfahrene Malerin und immer schon am inhaltlichen Austausch interessiert, äußerst inspirierend fand. Ich habe damals gedacht, was es für ein Glück für die Studentinnen und Studenten der Akademie der Bildenden Künste – Kärnten bedeutet, ein solch kompaktes Wissen und die Essenz eines langen und erfüllten Malerlebens, gleich zu Beginn ihrer Ausbildung angeboten zu bekommen. Für meinen eigenen künstlerischen Weg jedenfalls hätte ich mir das gewünscht! Nach unserer Ausstellungseröffnung in der BV-Galerie in Klagenfurt
ergab sich die Gelegenheit für ein intensives persönliches Gespräch über seinen künstlerischen Werdegang, der an der Kunstakademie Laibach begonnen hatte. Er erzählte wie wichtig seine Lehrer und ihre speziellen, ausgeklügelten Aufgabenstellungen für ihn waren. In diesem Zusammenhang sprach er z.B. lange über die Farbe
„Schwarz“, über ein
„lebendiges Schwarz“, über die Bedeutsamkeit der Darstellung von unterschiedlichen Arten von
„Schwarz“ im Bild und davon was ein so gemaltes Schwarz erzählen kann. Malerei eben. Ich hätte mir noch einen weiteren inspirierenden Austausch mit ihm bei unserem nächsten Besuch in Klagenfurt im Juni 2022 gewünscht. Dazu wird es leider nicht mehr kommen. Sein Tod bedeutet einen großen Verlust. Trost ist es, dass sein Erbe fortgeführt wird. Insofern bleibt er bei uns! Mein aufrichtiges Beileid geht an seine Familie und an die ‚family‘ der Freien Akademie der bildenden Künste – Kärnten.