Es wurde immer schon geklaut…
Heute abend am 4.7.2019 um 19.30 Uhr ist die Vernissage meiner Ausstellung „Bachmann in Farbe“ mit einem Künstlergespräch mit mir
Ort: Anna@KV2, Korte Vijverberg 2, Den Haag
Die Ausstellung kam zustande durch die Kooperation der Galerie New German Art, der Österreichischen Botschaft und dem Literaturhaus | Deutsche Bibliothek Den Haag.
Die Galerie New German Art stellt vom 4. bis zum 7. Juli in Den Haag auf Einladung der Österreichischen Botschaft und des Literaturhaus | Deutsche Bibliothek Den Haag meine Werke, aus.
Ergänzend zur Vernissage bietet das Literaturhauses am Freitag, 5. Juli, zwischen 15 und 16 Uhr die exklusive Möglichkeit, das Gespräch mit mir an gleicher Stelle und im kleinen Rahmen fortzusetzen beziehungsweise zu vertiefen.
Aus diesem Grund halte ich mich derzeit in Den Haag auf und schaue mir in meiner Freizeit in den Museen die alten Meister an. Rembrandt, Vermeer, Holbein: Das Gefühl vor einem Original als Betrachterin an gleicher Stelle zu stehen wie der Maler selbst vor langer Zeit gestanden hat, haut mich jedes Mal um. Bei den alten Meistern ist es ja auch wie ein Zeittunnel, eine authentische Botschaft aus einer anderen Zeit… Rembrandt hat von 1606 – 1669 gelebt, Vermeer von 1632 – 1675, Holbein noch mal Hundert Jahre zurück von1492 – 1543. Wie wir inzwischen wissen, sind viele Rembrandts gar keine echten Rembrandts. Rembrandt-Experten haben es schwer: Viele der Gemälde, Radierungen und Zeichnungen, die man dem Künstler zuschreibt, wurden von seinen Schülern angefertigt. Einige “seiner” Bilder sind auch erst Jahrzehnte nach seinem Tod von Nachahmern gemalt worden. Und Fälscher sind bis zum heutigen Tag aktiv…der Kunstmarkt mit seinen Fachleuten und Experten lässt sich oft täuschen oder täuscht sogar vorsätzlich. Was also ist echt in unseren Museen? Mit diesem Problem sieht sich nicht nur der Kunstmarkt konfrontiert, sondern auch die Wirtschaft. Der Schutz geistigen Eigentums hat hierzulande einen hohen Stellenwert. Die Wirtschaft beklagt Milliardenverluste durch Markenkopien. Vor allen den Chinesen wird ein unbedarfter Umgang mit Kopien vorgeworfen. Dabei hat in ihrer Kultur die Kopie einen ganz anderen und viel höheren Stellenwert als in unserer Kultur: Wenn dort ein Meister kopiert wird, ist dies ein Ehre für ihn. Das heisst, der Meister ist so toll, dass er kopiert wird. Und so gut zu sein, wie der Meister selbst, bedeutet für den Kopierer denselben Rang einzunehmen wie dieser. Es geht also dort nicht um Erfindung und um Innovation, sondern um das Handwerk und das Können. Undenkbar bei uns! Ist ein Bild eines Meisters als eine Kopie enttarnt, ist das Bild nichts mehr wert.
Dabei waren die Chinesen selbst vor Jahrhunderten selbst Opfer eines solchen Ideen- und Markenklaus! Delft, nur einen Steinwurf von Den Haag entfernt, ist nicht nur durch Vermeer bekannt, sondern vor allem durch das Delfter Blau. In Wikipedia können wir hierzu lesen: „Am Ende des 16. Jahrhunderts führten die Portugiesen und später die Holländer in den Niederlanden chinesisches Porzellan mit seiner markanten blauen Bemalung ein. Dieses importierte Porzellan war fein und grazil und erlangte sofort große Beliebtheit. Doch nur die Reichen konnten es sich leisten. Die Delfter Majolikatöpfer, die kein echtes Porzellan machen konnten, begannen damit, dieses zu imitieren. Dies geschah zuerst als hellgelbe Töpferei, die mit einer weißen Zinnglasur bedeckt war, in die farbige Dekorationen eingearbeitet wurden.
Durch das Hinzufügen von Mergel konnten die Majolikahersteller ihr Produkt verbessern, die Scherben wurde dünner und wurde nunmehr Fayence genannt. Anfangs brachten die Delfter Töpfer vor allem orientalisierende Dekors auf ihre Erzeugnisse auf. Später jedoch wurden diese Bilder durch genuin niederländische Szenen ersetzt.
Als Delfter Blau wurde die Delfter Fayence überregional bekannt. Dies war ein solcher Erfolg, dass es im Jahr 1700 allein in Delft 33 Töpfereien gab. Allerdings produzierten die Töpfereien nicht nur edle Exponate, sondern auch viele einfache Gebrauchsgegenstände.“
Was war also zuerst da: Die Henne oder das Ei? Die Innovation oder die Kopie?
(Ute Wöllmann – Akademieleiterin / Galeristin / Malerin / Autorin / Bloggerin)