Ich bin der/die ich bin und die künstlerische Position
Jean Dubuffet schreibt in “Kultur und Subversion” über das Ausdrücken des ganz Eigenen in der Kunst:
“Ganz hingegeben an Aufschnellen und Schimmern im Gebirgsbach: wie faszinierend wäre, würden Forellen malen, das Werk der Forelle! Das Werk der Schlange – gäben Schlangen ihre Arbeiten preis – : besessen von brennend-heissem Stein. Das des Vogels voller Himmel und Wolken. Ganz gleich, welchen Gegenstand sie malen würden – und wäre es ein Apfel – , die Forelle gäbe ihm etwas mit von ihrem kühlen Tummeln, die Schlange von ihrem Stein, der Vogel von seinem Himmel.”
Es geht also um das jeweils persönliche Sein, das den einen völlig von dem anderen unterscheidet, was Ausdruck in einer künstlerischen Position finden muss.
Den eigenen authentischen Standpunkt kann man sich aber vielleicht gar nicht aussuchen, weil man eben die Person ist, die man ist. Die eigene Geschichte, das eigene Aufwachsen, die eigene Herkunft, das eigene Tun, das eigene Denken, die eigenen Erfahrungen – alles prägt und formt. Und genau das ist spannend: Der jeweils eigenen Sicht auf die Dinge und die Welt einen Ausdruck geben. Und genau hier liegt auch der Schatz den Kunst uns bietet. Da zeigt mir jemand etwas, was ich so noch nicht gesehen habe. Da wird eine Sicht visualisiert und Denken materialisiert – und ich kann mir das ansehen.
(Ute Wöllmann – Akademieleiterin / Galeristin / Malerin / Autorin / Bloggerin)
Titelbild:
Quelle: Wikipedia
Title: Servizio fotografico (Italia, 1960)
Fotograf: Paolo Monti (1908–1982)
Beschreibung: Fotoaufnahme: Italien, 1960 / Paolo Monti. – Drucke: 3: Positiv s / w, Silberbromidgelatine / Papier, 24×30. – ((Auf der Rückseite des Manuskripts ist “Jean Dubuffet” abgedruckt. Auf dem Umschlag der Manuskriptbox: “Portraits Artists”.