Skizzieren in der Öffentlichkeit
Viele scheuen sich in der Öffentlichkeit zu skizzieren: Sie denken, sie seien zu schlecht oder haben Angst vor der Reaktion der Leute (vor welcher genau?) – und lassen es dann gleich ganz bleiben. Ich möchte aber ganz ausdrücklich Mut machen und alle dazu auffordern, es trotz ihrer Vorbehalte und Ängste zu wagen! Und zwar auch an den absoluten Hot-Spots der Öffentlichkeit, wie zum Beispiel in Bahn und U-Bahnen, in Freizeitparks, in Schwimmbädern, in Einkaufzentren usw.
Die Vorbehalte stellen sich in der Praxis in den meisten Fällen als unbegründet heraus, vielmehr sind die Reaktionen der Leute vielfach total positiv! Einfach mal ausprobieren und sich überraschen lassen! Wenn ich mit meinen Kursteilnehmern zum Beispiel in den Berliner U-Bahnen zum Zeichnen und Skizzieren unterwegs bin (schlimmer geht es doch nicht, oder?), dann erregen wir zwar Aufmerksamkeit, na klar! Aber die Leute fühlen sich sehr oft total geschmeichelt, wenn man sie zeichnet und dies auch, wenn das Zeichenergebnis am Ende kaum oder nur wenig Ähnlichkeit aufweist, weil man eben vielleicht noch AnfängerIn ist. Das kann man ja im Zweifel auch noch erläutern…
Ich habe in meinen Zeichenkursen, draussen und unterwegs, oft die Erfahrung gemacht, dass manche Leute sogar noch extra eine Station länger sitzen bleiben, damit jemand noch seine Skizze zu Ende bringen kann. Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Malreise, die ich vor sehr vielen Jahren in Marokko angeboten und geleitet habe. Wir haben skizzierend und malend das Land bereist und ich führte den Kurs mit fast 20 TeilnehmerInnen auch in die Bazare mit ihren vielen Ladengeschäften, Eindrücken und Zeichenmotiven. Zuvor konnten wir uns, wie viele anderen Touristen auch, kaum der aufdringlichen Händler erwehren, was uns sehr gestresst hat.
Umso grösser waren die Vorbehalte und der Widerstand, als ich gleich zu Beginn unserer Reise ankündigte, dass wir in den Bazaren skizzieren würden. Wir machten aber genau ab diesem Zeitpunkt dann die Erfahrung, dass uns die Händler in Ruhe zeichnen liessen! Das Interesse an uns war natürlich groß und es schauten uns sehr viele beim Zeichnen zu – aber das war weit weniger stressig für die KursteilnehmerInnen, als ansonsten Teppiche oder Armreife oder sonst was kaufen zu müssen. So haben alle in der restlichen Zeit unserer Malreise immer sehr gerne zu ihren Skizzenbüchern gegriffen!
Also: Traut Euch! Es passiert nichts Schlimmes! Übung macht den Meister oder die Meisterin!
(Ute Wöllmann – Akademieleiterin / Galeristin / Malerin / Autorin / Bloggerin)
Titelbild: Skizzenbuch 2013 // Disney World // Ute Wöllmann
Bild 01: Skizzenbuch 2013 // Jurassic Park // Ute Wöllmann