Wir, das waren sieben unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler, haben in der vergangenen Woche unsere Arbeit, die wir sonst hinter verschlossenen Ateliertüren tätigen, nach draußen unter den freien Himmel verlegt. Das muss ja erlaubt sein: Auch wenn man kein Landschaftsmaler oder keine Landschaftsmalerin ist, sollen auch wir abstrakten Malerinnen und Maler draußen malen dürfen! Und ja: Ich fand die mich umgebende Landschaft auch schön, sehr, sehr schön sogar – aber ich, für meinen Teil, sehe für meine Kunst keinen Sinn darin, diese Landschaft zu malen. (Obwohl ich die Bilder vieler zeitgenössischer Landschaftsmalerinnen und Landschaftsmaler verehre und bewundere!). Ich male einfach nur gerne draußen! Ich genieße dabei den Blick in ein Kornfeld oder in eine Obstplantage oder ich baue mich mitten im Wald auf oder, wie zum Beispiel letzte Woche, genieße beim Malen den Blick vom Strand auf die Ostsee (Foto) . Ein wunderbares Lebensgefühl! Dabei kommt man natürlich in Kontakt mit Passanten, Spaziergängern, Urlaubern. Der totale Gegensatz zum doch sehr einsamen Atelieralltag. In der Regel sind das ganz normale Leute, die meisten haben nichts mit Kunst zu tun. Die meisten denken natürlich, man sitzt da, weil man die Landschaft malen möchte. Und einige sind dann schwer enttäuscht. Letzte Woche äußerte so ein zufällig mit der abstrakten Kunst konfrontierter Passant: „ Die malen ja gar nicht das, was sie sehen! Da ist ja nur Farbe drauf“. Ich hätte mich wegschmeißen können vor lachen! Ohne sich dessen bewusst zu sein, hat er das Wesen der Malerei in ihrem Kern erfasst! Es ist nur Farbe drauf!
(Ute Wöllmann – Akademieleiterin / Galeristin / Malerin / Autorin / Bloggerin)
Bild_01: Temporärer Arbeitsplatz an der Ostsee von Ute Wöllmann