Heute beim UdK-Rundgang…
Gleich im Eingang hängen drei Papierbahnen mit wilder Malerei von der Decke, wie es in den Achtzigern nicht hätte schöner gemalt werden können. Hmmh. Um die Ecke Malerei aus den Siebzigern, hat sogar ein aktuelles Stipendium bekommen. Ach echt? Rechts in der Ecke ein Brunnen mit Vaginen und Penissen, da sind wir dann in den Sechzigern gelandet. Oh Mann! In der Quergalerie dann auch Landschaftsmalerei und ein Akt. Zarte Schraffur- Bleistiftzeichnungen auf großen Papierbögen, Linienzeichnungen von Kopf-Schattenrissen. Okay. Viele gebaute Bretterbuden, gerne auch mit Bars.
Viel Gebautes aus Schrott und Müll. So richtig was Neues ist nicht in Sicht…ist vielleicht auch zu viel verlangt von den jungen Leuten. Mich beschleicht aber das Gefühl, dass man hier denken könnte, es wäre neu… das wäre schlimm. Na gut, gehen wir mal in die Klassenräume. Da entdecke ich dann doch noch einiges, was Spaß macht.
Ich betrete den Raum, wo in der Mitte ein gekacheltes Schwimmbecken steht, die ganze Klasse hat es als Gruppenprojekt gemeinsam realisiert, erfahre ich von einem Studenten des vierten Semesters, der mich erkannt hat als seine ehemalige Mal- und Zeichenlehrerin (ich ihn nicht): Ein ehemaliger und langjähriger Malschüler meiner Jugendlichen-Malkurse. Großes Hallo und Wiedersehensfreude! Ich freue mich für ihn, dass er hier genommen worden ist und gratuliere ihm. Natürlich gefallen mir seine Arbeiten: Schwimmflügel (knallbunt glasierte Keramik) in einem Aquariumskasten und Hunde, ebenfalls aus bunt glasierter Keramik, die aussehen, wie Gummi-Hüpftiere für Kinder. Passend dazu kleine bunte Kackhäufchen, ebenfalls aus bunt glasierter Keramik. Ich darf einen mitnehmen, muss ihn aber mit einer Original-Hundehäufchentüte aufnehmen. Mach’ ich und nehm’ ich mit.
Super. Der kriegt bei uns einen Ehrenplatz! Im nächsten Raum werde ich angesprochen von einer ehemaligen Mitschülerin meiner Tochter, die mich erkannt hat (ich sie nicht), sie war aber bereits nach der Zehnten auf eine andere Schule gewechselt. Sie studiert auf Gymnasial-Lehramt und ist gerade in der Grundlehre. Ich freue mich für sie, dass sie hier genommen worden ist und gratuliere ihr. Von ihr erfahre ich, dass es inzwischen eine Studienordnung gibt und die Grundlehre drei Semester dauert, statt wie bisher zwei Semester (oder wie bei mir einem Semester) und dass sich bei ihrem Jahrgang 1000 beworben haben und 40 für das Lehramtsstudium genommen worden sind. Sie müssen für’s Lehramt verstärkt aufnehmen, erfahre ich (ach ja, es fehlen ja Lehrerinnen und Lehrer!) Auf einer Treppe werde ich dann wieder erkannt, von einer jungen Studentin, die mal als Fünfzehnjährige einen einwöchigen Kurs (Licht und Schatten) bei mir belegt hat, die ich beim besten Willen nicht mehr erkannt hätte. Sie studiert jetzt an der Kunsthochschule in Dresden. Ich freue mich für sie und gratuliere ihr. Ich habe jedoch große Bedenken, wenn ich all die hoffnungsfrohen Kunststudierenden (wie es jetzt so schön heisst) sehe, ob sie wirklich gut ausgebildet werden an unseren Kunsthochschulen. Ich begegne noch dem einen oder anderen Dozenten, einer Absolventin und einem Kursteilnehmer der Akademie. Schön, dass alle hier unterwegs sind! So viele Leute hier, so viel Kunst-Interesse, das kann nichts Schlechtes sein!
Das Beste am Rundgang sind aber die Sprüche an den Wänden auf den Gängen! Die waren immer schon gut!
(Ute Wöllmann – Akademieleiterin / Galeristin / Malerin / Autorin / Bloggerin)