Vergangenen Freitag war die Öffentliche Präsentation von Ulrike Bröcker zur Aufnahme in das Hauptstudium. Dies ist eine wichtige Wegmarke hin zu einem eigenen künstlerischen Standpunkt, der damit einher geht inne zu halten und die zurückliegende Schaffensperiode in einem Vortrag zu resümieren und zu reflektieren. Wo habe ich vor einem Jahr gestanden? Was habe ich überhaupt in diesem Jahr alles gemalt? Welche Kurse habe ich besucht? Woran sieht man in meinen Bildern den Einfluss der Dozenten? Habe ich genug Bilder gemalt? Was ist überhaupt genug? Wo stehe ich jetzt? Woran sieht man die Entwicklung? Welche Künstlerinnen und Künstler waren für mich wichtig? Was genau finde ich an ihnen gut? Woran unterscheide ich mich? Welche Ziele habe ich für das nächste Jahr?
Oftmals ist es ein persönlich sehr intensives Erlebnis, Bilder für die Präsentation am Freitagabend auszuwählen und zu hängen, die den ausgearbeiteten Vortrag illustrieren sollen. Der Abend ist öffentlich. Es ist eine andere Situation als eine Bildbesprechung während des Studiums. Auch diese sind schon aufregend genug. Der Charakter der Öffentlichen Präsentationen, auch wenn sie nur für einen Abend sind, ist offizieller. Es kommen Mitstudentinnen und Studenten, Freunde und Bekannte, die oftmals die allerersten Unterstützer auf dem künstlerischen Weg sind. Aber auch fremde Gäste. Sie alle vor den eigenen Bildern versammelt zu sehen und ein positives Feedback zu bekommen sind ermutigende Erfahrungen, denn dies ist schließlich die Zukunft eines Künstlers / einer Künstlerin!
Euphorisierend und beglückend wird es, wenn an einer solchen ersten Präsentation auch noch Bilder verkauft werden! Im Falle von Ulrike Bröcker waren es an diesem Abend 8 Bilder aller Größenordnungen: Von 10 x 10 cm bis hin zum 130 x 190 m großen Hauptwerk auf der Stirnwand! Herzlichen Glückwunsch! Es gibt kaum eine bessere Form der Unterstützung für einen Künstler / einer Künstlerin als seine/ihre Bilder zu kaufen.
Ein beglückendes Erlebnis ist der Kauf eines Werkes auf einer Öffentlichen Präsentation aber auch für die Käufer / Käuferinnen, denn die Werke sind extrem preisgünstig! Man ist eben noch Student oder Studentin, und noch kein fertiger Künstler oder fertige Künstlerin. Vieles wird sich in den nächsten Jahren noch verändern. Käufer oder Käuferin der ersten Stunde zu sein ist vielfach auch der Grundstein für eine erste kleine Sammlung über den Werdegang eines Künstlers / einer Künstlerin.
Bei der nächsten Öffentlichen Präsentation werden die Werke schon teurer sein und am Ende des Studiums werden wir bei Einstiegspreisen in den professionellen Kunstmarkt gelandet sein. Diese sind auch immer noch preisgünstig im Vergleich mit Künstlern oder Künstlerinnen, die fest von einer Galerie vertreten werden, eine gute Vita und Ausstellungsliste, Preise und/oder Stipendien vorzuweisen haben, regelmäßig auf Kunstmessen präsentiert werden. Dies alles sind wertsteigernde Faktoren, die sich in den Preisen eines professionellen Künstlers / einer professionellen Künstlerin widerspiegeln. Künstlerinnen und Künstler die diese Regeln der Preisgestaltung nicht beherzigen oder nicht kennen, outen sich als unprofessionell und werden vom professionellen Kunstmarkt in der Regel nicht beachtet.
(Ute Wöllmann – Akademieleiterin / Galeristin / Malerin / Autorin / Bloggerin)
Photos: Nicola Bröcker ©