Ich werde oft gefragt, ob ein Malereistudium gerade in einem fortgeschrittenem Alter einen Sinn macht. Wozu sich den Strapazen und den unangenehmen Fragen hinsichtlich des eigenen Tuns aussetzen? Wofür da auch noch viel Geld investieren? Lohnt sich das? Chancen auf eine Galerievertretung hat man doch allenfalls als junger Student, der direkt von einer staatlichen Kunsthochschule kommt. Ja, und hier an dieser Stelle auch vorzugsweise und ganz bewusst die männliche Form ohne zu gendern! Denn für junge Absolventinnen einer staatlichen Kunsthochschule sind deren Chancen, sich auf dem professionellen Kunstmarkt zu etablieren, schon deutlich geringer im Vergleich zu den männlichen Kunsthochschul-Absolventen. Die Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen, zum Beispiel die über Hundert Absolventinnen der Akademie für Malerei Berlin, haben es hier deutlich schwerer. Sie müssen sich wirklich eine eigene überzeugende künstlerische Position erarbeitet haben, sie müssen sich ihrer Selbst und ihrer Position sicher sein, dürfen sich durch Absagen und Abwertungen nicht entmutigen lassen und müssen ganz bewusst und Schritt für Schritt ihre Chancen suchen. Oftmals müssen Sie sich ihre eigenen Optionen erschaffen, denn niemand auf dem Profi-Kunstmarkt wartet auf sie… Aber trotz aller Benachteiligungen und vieler Vorurteile ist vieles möglich und es lässt sich vieles erreichen, auch Galerievertretungen! Hat man noch keine Galerievertretung und gerade am Anfang der künstlerischen Karriere direkt nach dem Studienabschluss ist der Zusammenschluss in einer Gruppe eine gute Möglichkeit die Kräfte und Ressourcen zu bündeln. Alle werfen ihre Kontakte in einen Topf und ermöglichen sich auf diese Weise eine Vielzahl an Optionen und Anregungen für die eigene künstlerische Arbeit, durch die themengebundene Projekte und den damit verbundenen Austausch untereinander.
Die Absolventinnen der Akademie für Malerei Berlin Pedra Guiness, Claudia Hohrein, Anett Münnich, Ursula Kornfeld, Vera Lang, Inna Perkas, Ingeborg Rauss, Marty Sander, Ulrike Schmelter, Su Westphal, Marlies Ziemke haben sich im Jahr 2019 zusammengeschlossen und sich seit ihrer ersten gemeinsamen Ausstellung im Kunstbunker Berlin eine beeindruckende Serie an Gruppenausstellungen ermöglicht: 2021 Galerie Bothal in Hoorn, Holland; Galerie Salon Halit in Berlin-Kreuzberg; 2020 Galerie CARLS ART 78, Eckernförde und in der Uni Bibliothek der BTU Cottbus (IKMZ); ). Aktuell läuft noch bis 16.7.2022 „Beyond Paper“ im Papiermachermuseum Steyrermühl, Museumsplatz 1, 4662 Laakirchen in Österreich ; täglich geöffnet von 10 – 16 Uhr.
Ingeborg Rauss vor ihren Werken; Initiatorin der Ausstellung
Die Künstlerinnen Su Weiss,, Ursula Kornfeld, Pedra Guiness und weitere Vernissage-Gäste
Claudia Hohrein vor ihren Arbeiten
Auf dem gemeinsamen Instagram-Profil können auch die eigenen Ausstellungsprojekte der jeweiligen Künstlerinnen veröffentlicht und beworben werden, knapp 2000 Follower bedeuten eine gute Werbemöglichkeit um auf sich aufmerksam zu machen. Ebenso potenziert sich die Verbreitung eines gemeinsamen, professionell gestalteten Gruppenkataloges durch die Vielzahl der Einzel- und Gruppenausstellungen der Gruppenmitglieder.
Einzelne Künstlerinnen der Gruppe haben über die Zusammenarbeit mit Galerien auch Messeauftritte erlangen können, zum Beispiel Su Weiss 2019 mit der Galerie Schindler auf der paper positions berlin und Ulrike Schmelter 2022 mit der Galerie Javier Ramon und 2010 mit der Galerie ROOT auf der art KARLSRUHE, sowie Anett Münnich (2020) und Ingeborg Rauss mit der Galerie ROOT auf der art KARLSRUHE 2020,2029,2018,2017,2016,2015 und 2014.
Neben diesen Erfolgen sind alle Künstlerinnen der Gruppe K11 durch ihre gemeinsamen Aktivitäten in den Genuss von zwei Aufenthalts-Stipendien gekommen, das erste 2021 vom Kunstverein Galerie B in Frankfurt/Oder und ganz aktuell, ab 15. September 2022 das Gruppenstipendium der Kunststiftung Schloss Wiepersdorf.
Messeauftritte und Stipendien sind sehr wichtige Wegmarken in einer professionellen Künstlerbiographie und sind oftmals Türöffner für weitere Kooperationen auf dem Profi-Kunstmarkt.
In diesem Sinne wünsche ich den Künstlerinnen der Künstlerinnengruppe K11 weiterhin viel Erfolg und Durchschlagskraft für ihre gemeinsamen Projekte!